Größtes Einbecker Mural erstrahlt in der Herbstsonne

Als Ende August das Einbecker Kunst-Festival „Street Art Meile“ nach drei intensiven kreativ-farbenfrohen Festivaltagen zu Ende ging, war die Bier, Fachwerk und Mobilitätsstadt Einbeck um fünf spannende, teils riesengroße Streetart-Wandgemälde reicher. Die Street Art Meile 2023 hat komplett auf dem Campus der Einbecker Brauhaus AG stattgefunden, weshalb das Kunstevent dieses Jahr auch kurzerhand von den Organisatoren mit etwas Wortwitz als „Brew Art Meile“ betitelt worden war.

Funfact: Große Wandgemälde im öffentlichen Raum werden regelmäßig auch als „Murals“ bezeichnet, was sich auf die in den 1920er Jahren vornehmlich in Mexico entstandene Kunstform des Muralismo zurückführen lässt, denn „muro“ ist das spanische Wort für Maurer.

Das größte Mural der „Brew Art Meile“ ist bis auf weiteres auch das größte der inzwischen rund 60 Murals in Einbeck. Der Street-Art-Künstler von Schulz hatte sich im Sommer mutig dazu entschieden, der von Young Art in Einbeck ausgesprochenen Einladung zur Gestaltung der rund 18 Meter hohen, gen Westen gelegenen Außenwand des Malzsilos der Einbecker Brauhaus AG zu folgen. Von Schulz, geboren 1978 im beschaulichen Münster, war viele Jahre beruflich als Designer, Illustrator und Graffitikünstler tätig. Schon früh entdeckte er für sich seine Leidenschaft für figuratives Zeichnen und Malen. 2015 hängte von Schulz sein Agenturleben an den Nagel und konzentriert sich seidem voll und ganz auf sein künstlerisches Schaffen. Seit nun über 20 Jahren stellt er seine Arbeiten im In- und Ausland aus und sieht seine Werke regelmäßig in diversen Formaten veröffentlicht. von Schulz ist regelmäßig auf renommierten Street-Art-Festivals wie nun jüngst auch der Street Art Meile Einbeck anzutreffen.

Mit seinem jüngsten Werk in Einbeck hat der Künstler der Göttin Ceres gehuldigt. Ceres ist die Göttin der Ernte und des Bieres. Als Schutzpatronin der Bietrinkenden und Brauer war Ceres auch verantwortlich für den lateinische Namen des Bieres „Cervisia“. Die Göttin Ceres hält auf dem Mural Obst, Hopfen und Malz in ihren Armen. Unterhalb der Göttin finden sich zwei große Hasen im Bild. „2023 ist das Jahr des Hasen im Chinesischen Kalender. Das Zeichen des Hasen steht in der chinesischen Kultur für Langlebigkeit, Frieden und Wohlstand.“ so von Schulz. Die Kohlmeise ganz oben im Bild symbolisiert in dieser Bildkomposition ergänzend auch noch die Freiheit. Die zentral platzierten großen drei Letter EQT können als „écouter“ gelesen werden. „Allen Betrachtenden des Bildes sind natürlich auch freie Interpretationen erlaubt. ‚Einbecker Qualitäts-Trunk‘ würde es ja hier auch ganz gut treffen.“ so recht vergnügt Patricia und Martin Keil, die seit 2014 die Street Art Meile in Einbeck Jahr für Jahr organisieren und konzeptionell weiterentwickeln. Alle Murals der Einbecker Street Art Meile werden unter www.ya-einbeck.de neugierigen Kunstfreunden facettenreich vorgestellt.

Die Einbecker Bier-Bannmeile ERFAHREN

September-Tour des ADFC im Rahmen des „Bockbierjahres 2023“

Im Rahmen des Einbecker „Bockbierjahres 2023“ lud der ADFC dazu ein, die Einbecker Bier-Bannmeile mit dem Fahrrad abzufahren und zu erkunden. Als Orientierung dienten den Radfahrfreunden die acht Bannmeilen-Gedenksteine, die im Jahr 1978 von der Einbecker Brauhaus AG an allen Stellen aufgestellt worden waren, an denen einst entlang der Einbecker Bannmeile Wachtürme der Einbecker Landwehr standen. Die Einbecker Landwehr, auch als Einbecker Feld bezeichnet, war gemeinschaftlich genutzter Grund, der vornehmlich zur Selbstversorgung der innerhalb der Stadtmauern lebenden Bürger diente. Gartenpartien, Weide- und Hutland, bewirtschaftete Waldstücke zur Holzversorgung, aber auch Hopfengärten waren innerhalb des Bannmeilenkreises zu finden.

Die Strecke von Gedenkstein zu Gedenkstein betrug rund 50 km. Tourleiter Martin Ruppaner vom ADFC konnte sich an diesem herrlichen Septembertag über insgesamt 24 Teilnehmer freuen, die gemeinsam auf ihren Drahteseln zu dieser historisch anmutenden Tour angefahren waren. Mit von der Partie waren auch Martin und Patricia Keil, die als Mitorganisatoren des Einbecker „Bockbierjahres 2023“ an diesem Tag auf BOLLE Lastenrädern die Gruppe ein Stück weit begleiteten. Sie verrieten, dass sie diese Tour bereits als kleine Übung für den im Rahmen des kommenden „Mobilitätsjahres 2024“ geplanten Lastenrad-Biertreck von Einbeck nach Lübeck betrachten würden.

Schließlich wurden alle einstigen Wachtürme an diesem Tag angesteuert. Erster Zielpunkt war der im Süden der Stadt gelegene Reinser Turm. Weiter ging es über den Pinkler Turm und den Klapper Turm. Kleine Abstecher zu schönen Einbecker Lieblingsplätzen machten die Tour noch einmal reizvoller. So bot ein Aussichts-Stopp an der „Streuobstwiese Bartshäuser Turm“ einen herrlichen Blick auf die traditionsreiche Bierstadt Einbeck. Mitinitiator der Einbecker Streuobstwiese, Herr Werner Arzeus, hat die große Radfahrergruppe mit Kaltgetränken zwischen den liebevoll gesetzten Obstbäumen empfangen und das einst als „Streuobstwiese for future“ gestartete Naturprojekt vorgestellt.

Weiter ging es über den Kuventhaler Turm hin zum Hube Turm, wo die verdiente Mittagspause eingelegt wurde. Einen weiteren Höhepunkt und auch Höhenpunkt stellte die Visite der just in der Sanierung befindlichen Greener Burg dar. Die Bergetappen hatten es im Hinblick auf die Höhenmeter durchaus in sich und strengten die Waden schon etwas mehr an. Somit wurde an der Greener Burg noch einmal pausierte. Zurück nach Einbeck ging es dann über den schönen Leine-Heide-Radweg. Am Leineturm entstand sodann das Gruppenfoto der Bannmeilen-Radfahrer. Als letzter Turm kurz vor den östlichen Toren der Stadt wurde dann auch noch der Gedenkstein des Roten Turms passiert.

Zurück in der Einbecker Innenstadt endete die Tour an der TangoBrücke, wo es dann noch einmal eine große Auswahl an verschiedenen Einbecker Bieren zu verköstigen gab. Die Einbecker Brauhaus AG hatte hier im Vorfeld bereits für die Bannmeilen-Radfahrer die Kühlschränke gefüllt. Mit Radler alkoholfrei oder auch Bockbier konnte in der frühabendlichen Herbstsonne so gemeinsam auf die schöne Tagestour zurückgeblickt werden.

Funfact: Der Durchgangsverkehr wurde einst durch die Landwehr auf Wege gelenkt, die von Türmen aus kontrolliert werden konnten. Innerhalb der Landwehr-Grenzen gab es nur Einbecker Bier.

Ohne Schreck und Schaden

Verkehrswendeinitiative Einbeck und Autohaus Kerkau aktiv für sichere Radwege

Einbecks Straßen sollen sicherer werden und hierzu gilt es insbesondere, die kleineren vor den größeren bzw. die leichteren vor den schwereren Verkehrsteilnehmern zu schützen. Einen Risikofaktor haben nun Vertreter der Einbecker Verkehrswendeinitiative am Altendorfer Tor in den Fokus genommen. Und das sind Motorhauben, die Autofahrer beim Verlassen von Parkplätzen oft achtlos bis an den Autofahrbahnrand vorschieben. Achtlos deshalb, weil dabei die zwischen Autofahrbahn und Grundstücksausfahrten befindlichen Radwege viel zu häufig einfach vergessen werden. Die Folge sind gefährliche Vorfahrtsverletzungen durch die Autofahrerenden, die Radfahrende dann zu gefährlichen Brems- und Ausweichmanövern nötigen oder sogar zu Unfällen führen.

„Zu den Anrainern des Altendorfer Tor zählen große Einkaufsmärkte, stark frequentierte Tankstellen, Industrieunternehmen und Autohäuser. Ein Großteil der Kunden, Mitarbeitenden und Lieferanten kreuzen mit ihren Kraftfahrzeugen täglich tausende Male die auf beiden Seiten entlang der Straße verlaufenden Radfahrwege. Leider sind diese Radwege für die Autofahrenden ausnahmslos nicht gut zu erkennen, da beispielsweise eine farbliche Hervorhebung von vorfahrtsberechtigen Radfahrwegen bisher leider in Einbeck noch keine Anwendung findet. Die Folge sind regelmäßige Vorfahrtsverletzungen durch Autos, die beim Heranfahren an die Autofahrbahn die Radwege komplett blockieren und oft zu spät herannahende Radfahrende wahrnehmen.“ so berichtet Martin Keil als Mitglied der Einbecker Verkehrswendeinitiative.

Ein von der Verkehrswendeinitiative Einbeck vorgestellter Lösungsansatz, mit dem diese Gefahrenmomente schon einmal reduziert werden sollen, stieß jüngst bei Autohaus Kerkau auf Begeisterung. „Solange die Radwege durch die öffentlichen Träger nicht ausreichend gekennzeichnet sind, besteht auch bei uns die Gefahr, dass unsere Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden bei der Ausfahrt von unserem Firmengelände Radfahrer übersehen bzw. den Radweg zu spät wahrnehmen. Den Vorschlag, in privater Eigeninitiative auf die Vorfahrt der Radfahrenden aufmerksam zu machen, haben wir begeistert mit umgesetzt.“

Die Lösung sind auffällige und ansprechend gestaltete Stoppschilder, die deutlich auf die Vorfahrt der Radfahrenden aufmerksam machen. Die Schilder wurden mit Einnahmen aus den Spenden für zwei Radreiseberichte in der TangoBrücke finanziert. Die Montage der Schilder an stabilen Masten finanzierte das Autohaus Kerkau. „Wir arbeiten daran, für diese wichtige Verkehrsachse mehr Sicherheit für Radfahrerende zu erlangen. Das Modell der Stoppschilder darf gerne Nachahmer finden. Eine große Verantwortung liegt jedoch vor allem bei der Stadt Einbeck, die sich auch diesen Radwegen im Rahmen der Umsetzung des Nahmobilitätskonzeptes zuzuwenden hat“ konstatiert Lotte Herzberg. Weitere Anrainer, die sich der Stoppschildlösung anschließen mögen, können unter https://einbeck.endlich-verkehrswende.de/ mit den Initiatorinnen Kontakt aufnehmen.

Einbecks erste Fahrradstraße eröffnet

Einbeck hat seit Montagnachmittag seine erste Fahrradstraße. Jedenfalls stehen zwischen Möncheplatz und Rathaus jetzt die Schilder dazu. Nur einen Haken hat die ganze Angelegenheit: An der tatsächlichen Verkehrssituation ändern diese Schilder nichts. Denn unter die blauen runden Fahrradsymbole hat die Stadt jeweils ein weiteres Schild geschraubt mit der Aufschrift „Motorräder und PKW frei“.

Das Einbecker Modell Fahrradstraße besagt also: Auf den Straßen Neuer Markt und Ostertor haben Radfahrende jetzt „Vorrang“ vorm Auto. Das bedeutet sie dürfen hier nebeneinander fahren, folgende Autos müssen sich an deren Geschwindigkeit anpassen. Was bei der Eröffnung niemand benennt: Auch vorher durften Radfahrende hier nicht überholt werden, so wie in praktisch allen Nebenstraßen Einbecks. Das schreibt nicht die Stadt Einbeck so vor, sondern die StVO, die besagt: Innerorts gilt für Kraftfahrzeuge beim Überholen von Radfahrenden (und Fußgänger*innen) ein Mindestabstand von 1,50 m, gemessen von der Außenkante des Fahrradlenkers bis zur Außenkante Autospiegel – bei Kindern sind es 2,00 m. Verbunden mit dem gerichtlich festgelegten Mindestabstand für Radfahrende zu parkenden Autos von 1,00 m bis 1,50 m ist auf den meisten historischen Straßen der Einbecker Innenstadt schlicht kein Platz, um an Fahrrädern vorbeizuziehen. Autofahrende müssen sich dahinter einordnen. Und die StVO legt weiter fest: „Mit Fahrrädern darf nebeneinander gefahren werden, wenn dadurch der Verkehr nicht behindert wird.“ Wenn also schon ein einzelnes Fahrrad nicht sicher überholt werden kann, dann können mehrere Radfahrende gut und gerne nebeneinander fahren.

Aber gut, auch Symbolpolitik trägt einen wichtigen Teil zum gesellschaftlichen Umdenken in Sachen Mobilitätswende bei, und dadurch vielleicht zur Erhöhung der tatsächlichen Verkehrssicherheit. Schließlich hängt jetzt auch vom Rathaus aus sichtbar ein großes Transparent über der Einfahrt zum Ostertor mit der Aufschrift „Fahrradstraße“ – die Stadt macht also ordentlich Werbung fürs Rad, auf dass sich doch bald alle Verkehrsteilnehmer*innen Einbecks der Existenz dieses Verkehrsmittels bewusst werden.

Zur Eröffnung der Straße sind nun gut 20 Teilnehmende gekommen, darunter diverse Kommunalpolitiker*innen, Vertreter der örtlichen Polizei und die zuständigen Amtsträger*innen der Stadtverwaltung. Alle freuen sich über das große Interesse, die Stimmung ist leicht unschlüssig und aufgekratzt. Der Bürgermeisterin ist während ihrer kurzen Ansprache die Sorge vor wütendem Protest aus der Bevölkerung anzumerken, sie versucht schon vorauseilend zu beschwichtigen, indem Sie in etwa erklärt: „Sie können als Radfahrende hier jetzt nebeneinanderfahren, wobei es besser ist, wenn Sie weiter hintereinander fahren.“ Im Klartext heißt das: Radfahrende, werdet angesichts eurer „neuen“ Freiheit bloß nicht übermütig! Später lässt sich ein Stadtratsmitglied zu der Aussage hinreißen: „Wir sind Dörfler! Und als Dörfler werden wir hier NIE mit dem Fahrrad entlangfahren!“ Ob das als ein Zeichen des Protests oder als guter Vorsatz zu verstehen war, bleibt offen. Der Weg zur Verkehrswende auf jeden Fall noch weit.

Eine weitere Stellschraube, an der es aktuell noch hakt, wird bei der Zufahrt zur Fahrradstraße am Möncheplatz ersichtlich. Wenige Tage vor der Eröffnung hatte die Stadtverwaltung die Straßenmarkierungen nachmalen lassen, erneuert wurde dabei auch die gestrichelte Linie des Fahrradschutzstreifens. Ein Schutzstreifen auf der Fahrradstraße? Das ergibt selbstverständlich keinen Sinn, besonders nicht am Ende der Einbahnstraße, in die eh keine Kraftfahrzeuge einbiegen dürfen. „Das IST kein Schutzstreifen“ ist auf Nachfrage die wiederholte Reaktion der Stadtverwaltung, „ein Versehen“ die Antwort der Polizei. Was an Markierungen dafür noch fehlt sind schöne große Fahrrad-Piktogramme auf dem Asphalt. Die Stadtverwaltung hält sich bedeckt, wann das passiert, die Polizei ist optimistisch, dass das noch kommt.

Überhaupt, wie soll es weitergehen mit dem Nahmobilitätskonzept in Einbeck, dessen Umsetzung der Stadtrat vor inzwischen Jahren beschlossen hat? Jetzt heiße es erst einmal abwarten und evaluieren, ist auch hier die verhaltene Einschätzung vonseiten der Stadtverwaltung. Vielleicht muss erst wieder irgendjemand auf einen Baum klettern, damit sich in Sachen Verkehrswende etwas bewegt. Eine positive Note zum Schluss: Der Betreiber des Hotels Einbecker Hof hat den Gewinn für sein Haus inzwischen erkannt: „Wir sind jetzt Einbecks erstes und einziges Hotel an der Fahrradstraße!“

Erster Einbecker Rufbus gut angenommen

„Machen und Lachen“ ist ein Motto, dem die Lastenradinitiative „Bolle“ jüngst zum närrischen Karnevalsumzug in Holtensen wieder einmal mit großer Einsatzfreude folgte. In Holtensen konnte im Sommer letzten Jahres das erste Dorflastenrad im Stadtgebiet Einbeck eingeführt werden. Mit Hilfe des Sponsors RENOLD als in Holtensen / Juliusmühle ansässigem Unternehmen konnte ein hochwertiges Yuba-E-Lastenrad inklusive eines Carla Cargo Anhängers angeschafft werden. Das Gespann kann von den Bewohnern des Dorfes kostenlos ausgeliehen werden. Das Dorflastenrad stellt seitdem eine Möglichkeit dar, der „Alternativlosigkeit“ zum Auto für auf dem Dorf lebende Menschen die Stirn zu bieten. Das Dorflastenrad wird regelmäßig ausgeliehen und ist seit seiner Einführung mal im Einbecker Stadtbild, regelmäßig auf Supermarktparkplätzen in Markoldendorf oder auch oft als Familienkutsche bei Sonntagsausflügen zu sehen.

Das Dorflastenrad und auch das private E-Bike stellen aber natürlich nur eine Möglichkeit dar, die Mobilität auf dem Dorf vom Auto unabhängiger zu machen. Nicht jeder kann oder mag den Weg zum Einkaufen, zum Arzt oder zum Ausflug in die Umgebung auf dem E-(Lasten-)Rad zurücklegen. Gerade ältere Menschen und Kinder, die im Stadtgebiet bereits allein unterwegs sein können, brauchen einen öffentlichen Personennahverkehr, der sich mehr an ihren Bedarfen als an einem meist recht ausgedünnten starren Fahrplan orientiert. Hier kommen schon seit Jahren in vielen deutschen Kommunen sogenannte Rufbusse zum Einsatz. Ein Rufbus wird telefonisch oder per App gebucht und fährt nur, wenn auch Buchungen vorliegen. Solche Modelle sparen im ersten Schritt schon einmal umweltschädliche Leerfahrten. Ökologisch noch sinnvoller und dabei viel stärker auf die Bedarfe der Fahrgäste angepasst sind sogenannte Bedarfsverkehre.

Bei solchen innovativen Nahverkehrsangeboten können Per App oder Telefon barrierefreie Fahrzeuge bequem zu einer Vielzahl von Haltestellen im Stadtgebiet bestellt werden. Es gibt keinen starren Fahrplan oder festgelegte Routen. Innerhalb des Bediengebiets kann jede Verbindung (Haltestelle zu Haltestelle) gebucht werden. Durch das flexible System entstehen kurze Reisezeiten, kurze Wege zur Haltestelle, da zusätzliche Haltepunkte angeboten werden können, keine Aufpreise zum regulären Linienverkehr, Buchungen können spontan oder auch über Tage im Voraus platziert werden und die Bezahlung kann auch direkt per App erfolgen.

„Ich finde es prima, dass von Bolle das Thema bedarfsorientierter ÖPNV auf dem Dorf im Rahmen des Karnevalsumzuges aufgenommen wurde. Das Leben auf dem Dorf sollte durch eine stetige Weiterentwicklung des Mobilitätskonzeptes immer noch interessanter gemacht werden, wobei wir hier in Holtensen aufgrund der Linie Einbeck Dassel noch relativ gut angebunden sind. Auf abgelegeneren Dörfern Einbecks könnte der bedarfsorientierte ÖPNV den Lebensstandard sicherlich noch signifikanter steigern.“ so Thomas Kahle, Ortsbürgermeister von Holtensen.

Ein Beispiel dafür, dass ein öffentlicher Bedarfsverkehr funktioniert und für die Mensch merklich die mobile Flexibilität steigert ist zum Beispiel das G-Mobil im nahe der holländischen Grenze gelegenen Gronau. „Bolle“ findet einen solchen modernen Bedarfsverkehr klasse. Statt lange auf die Einführung zu warten hieß es zum Karneval in Holtensen also „machen und lachen“. Mit einem höchstflexiblen „RUFBUS“ in Form eines VOWAG-Lastenrades als Zugmaschine und einem Pritschenanhänger bestückt mit drei Gartenbänken konnten bis zu 12 Personen im Rahmen des Karnevalsumzuges höchst individuell den umweltfreundlichen Shuttle nutzten. Die an den Straßen stehenden Karnevalsfreunde konnten sich ganz spontan zu einer Mitfahrt entscheiden. Der erste „RUFBUS“ im Stadtgebiet Einbeck wurde dabei ausgesprochen gut angenommen.

Unser Dank gilt an dieser Stelle ganz besonders:

  • Die Holtenser Karnevalsfreunde für die freundliche Einladung – vielen Dank, wir hatten viel Spaß
  • Dem Einbecker Lastenrad-Hausmeister: Wer ihn noch nicht kennt, der sollte ihn mal buchen. Sei es, den Garten in Schuss zu bringen, sei es, die Wohnung zu Renovieren oder eben das komplette Haus in Ordnung zu bringen. Christian hat alles im Blick und weiß auch, wie man ’nen Cargoanhänger im Null-Kommo-Nix zu einem Ruftaxi umbaut. Danke Christian.
  • Weißenborn Maschinenbau GmbH – immer wieder steht uns das Team Weißenborn mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, unsere Lasten-Stahlrösser umzubauen und für den praktischen Einsatz startklar zu machen. Unser großer Pritschenanhänger hat für unseren Einsatz als Cargoanhänger bzw. Rufbus diesmal eine komplett neue Anhängekupplung bekommen. Herzlichen Dank für die professionelle Unterstützung.

Stürzt die Könige der Straße! – Rad-Alltag in Einbeck

In Einbeck eröffnet zum 1. April ein neuer Fahrrad-Laden. Mitten in der Innenstadt, an der zentralen Löwenkreuzung, gibt es dann E-Bikes zu leihen und zu kaufen. Auch einer der zwei eingesessenen Radläden hat expandiert und zum Jahreswechsel seinen Neubau eröffnet. Fahrrad fahren scheint auch in Einbeck ein vielversprechender Trend. Oder ist es nur das Fahrrad-Verkaufen?

Denn wer im Alltag mit dem Rad in Einbeck unterwegs ist, muss hartgesotten sein. Allein die Existenz von Radfahrenden auf der Straße scheint für viele im Auto reine Provokation. Keine einzige Fahrt zum Supermarkt, auf der ich nicht mindestens einmal von irgendeinem Typen mit aufheulendem Motor überholt werde. Aber auch Opas in ihrem alten Mercedes oder sonstwer in Familienkutschen ziehen mit gesetzeswidrig niedrigem Seitenabstand an mir vorbei. Laut einer bundesweiten Studie hält jedes zweite bis dritte Auto beim Überholen von Radfahrenden den gesetzlichen Mindestabstand von 1,50 m innerorts, 2,00 m außerorts und beim Überholen von Kindern, nicht ein. Die Folge sind unzählige Gefahrensituationen jeden Tag. Daran hat in Einbeck auch das Aufstellen der unsäglichen Hinweis-Schilder „Einbeck nimmt Rücksicht“ nichts geändert. Allein was helfen würde: Nur noch mit verlängertem Besenstil am Rad unterwegs sein, wie es die Teilnehmenden der Einbecker Fahrrad-Demo zum Jahreswechsel präsentierten.

Wer werktags in Einbeck unterwegs ist, dem begegnet die nächste „Unannehmlichkeit“ für Radfahrende: Ausgewiesene Radwege (mit Benutzungspflicht) werden stadtweit von parkenden Autos und LKWs blockiert. Größter Brennpunkt: Altendorfer Tor. Seit jeher lassen sich die zahlreichen anliegenden Autohäuser beliefern, indem die Sattelschlepper auf der gesamten Breite des Radwegs parken. Richter, Hübener, Kerkau, Autohaus Leinetal, und wie ihr alle heißt: Kriegt eure Zulieferer in den Griff! Und an das Ordnungsamt Einbeck: Schicken Sie doch wochentags zwischen 9 und 11 Uhr mal die ein oder andere Streife dorthin.

Auch an anderen Stellen werden die Blechkarren neuerdings auf Radwegen abgestellt. Am Freitagmorgen parkten in der Hullerser Landstraße gleich vier PKW mit ortsfremden Kennzeichen auf dem Fahrradweg, der hier getrennt von der Straße mit erhöhtem Borddstein geführt wird. Ein freundliches Haustür-Klingeln ergab: Die Autos gehören allesamt zu Mitarbeitenden des Johanniter Rettungsdienstes. Die erste Ansprechperson schien noch wenig beeindruckt von dem Hinweis, dass das rechtswidrig sei. Das ginge eben nicht anders mit dem Parken. Sind die Rettungsdienste nicht besonders interessiert daran, dass es sichere Rad-Infrastruktur gibt? 

Zu schnell gefahren, zu eng überholt, falsch geparkt – manch eine würde wohl sagen solche Vergehen seien Kavaliersdelikte. Diese Bezeichnung verrät unfreiwillig mehr über die Einstellung mancher Autofahrer*innen als gedacht. Jurist Gilbert Häfner erklärt in einem Artikel des MDR: „Unter Kavaliersdelikten verstand man früher Vergehen von Adligen (ital. cavaliere = Ritter), für die Gesetze nicht galten.“

Wer öfter mit Autofahrer*innen diskutiert, weiß: Genau diese Attitüde ist die Ursache für den ungerechten und gefährlichen Verkehrsalltag. „Mit dem Auto bin ich König, ich bin schneller, stärker, und damit wichtiger, als Radfahrende und Fußgänger*innen, die Straße ist allein für mich gebaut, und die StVO sind doch eher Richtlinien.“

Die vielleicht schmerzhafte Realität: Der Feudalismus ist vorbei, auch auf der Straße. Da kann dir dein mattschwarzer BMW-SUV dein Ego noch so poliert haben, die StVO gilt auch für dich. Und die besagt: Parken auf dem Radweg ist kein Spaß, sondern eine Ordnungswidrigkeit, und wird mit mind. 55 € Bußgeld geahndet. Beim praktischen Regelfall, dass durch das Falschparken eine Behinderung anderer entsteht, sind es 70 € und ein Punkt in Flensburg.

Es macht mir keinen Spaß mit Ordnungsamt und Bußgeldern zu drohen. Ich will nicht, dass meine Mitmenschen aus Angst vor Strafe anfangen sich rücksichtsvoll zu verhalten. Oder dass Institutionen wie die Polizei überhaupt involviert werden müssen. In der Regel eskaliert das selbst lapidare Situationen, und gerechter ist es danach sicher nicht. Aber ich weiß inzwischen nicht mehr, wie ich zur abgedrehten Selbstwahrnehmung meiner Mitmenschen durchdringen soll, die ihre eigene Bequemlichkeit und das krampfhafte Festhalten an einer veralteten Mobilitätsform über meine körperliche Unversehrtheit und die gesellschaftlich ausgehandelte Rechtsgrundlage stellen.

Wie kommen wir endlich kollektiv zur Vernunft?

Verkehrswende jetzt.

community building – Französischer Abend in der TangoBrücke

„Die Sprache ist wichtig für mein Wohlbefinden“

Die Gesellschaft und die Jugend sollen sich näherkommen, über Sprachunterricht, den Austausch und gemeinsame Treffen – so wurde es 1963 niedergeschrieben im Élysée-Vertrag. Diesem Aufruf ist das Kulturteam der TangoBrücke gefolgt und hat am vergangenen Samstag zum „Französischen Abend“ eingeladen. Durch Begegnung entsteht Nähe, das Verständnis füreinander wächst und Vorurteile werden abgebaut. In diesem Sinne bietet das Café Língua schon seit vielen Jahren verschiedene Sprachenstammtische an, an denen reger kultureller Austausch gelebt wird.

„Es gibt viele Dinge die Menschen verbinden. Das Singen zählt ganz sicher dazu. Das Lied ‚Göttingen‘, mit welchem die Sängerin Barbara im Jahr 1963 die Deutsch-Französischen Freundschaft besingt, wurde zu einer noch heute in den Herzen vieler Franzosen fest verankerter Hymne der Völkerfreundschaft.“ so Julia Huchthausen, Lehrerin an der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel. Nach einer ergreifenden Vorstellung des Liedes lud die Französichlehrerin dazu ein, das Lied Göttingen gemeinsam als Karaokeperformance zu singen. Mit einer sicheren und sehr schönen Stimmführung gelang es Julia Huchthausen, einen französischen Spontanchor in der TangoBrücke zu entfesseln.

Über zwanzig Muttersprachler und an Frankreich und der französischen Sprache Interessierte Kulturfreunde haben in ausgelassener Runde in der TangoBrücke den französischen Abend vom Café Língua genossen. Gemeinsam wurden die französische Kultur, das Essen und die Menschen des Landes erkundet. Persönliche Anekdoten versüßten den Abend. „Diese Sprache befördert mein Wohlbefinden“ so Daniel Otte, Fleischermeister aus Uslar, der die berühmte hausgemachte Blutwurst „boudin noir“ kredenzt hat. „Für mich ist die Sprache Molières eine fabelhafte, lebendige Sprache und deshalb bin ich vom Café Língua begeistert. Es macht mich wirklich glücklich zu sehen, dass es noch mehr Enthusiasten gibt, die den geistigen Kontakt von Mensch zu Mensch schätzen und suchen.“

Der Sprachenabend „Café Língua“ findet in lockerer Reihenfolge je nach Absprache mit den verschiedenen Sprachenfreunden statt. Muttersprachler aller Nationen ebenso wie Menschen, die Gelegenheit suchen, eine erlernte Sprache aufzufrischen und praktisch einzusetzen sind herzlich willkommen, sich bei der Vorbereitungen einer der nächsten Sprachenabende zu beteiligen.

Patricia & Martin Keil / TangoBrücke

Kontakt unter info@tangobruecke.de

oder telefonisch unter 05561 7939580.

Weitere Infos: www.tangobruecke.de/cafe-lingua

Gruppe LIBERAL UND KLAR beantragt Änderung der Rats-Geschäftsordnung

EINBECK. Die Gruppe LIBERAL UND KLAR hat jetzt bei der Bürgermeisterin einen Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung für den Einbecker Stadtrat gestellt. Bis zur nächsten Sitzung des Gremiums soll seitens der Verwaltung ein Formulierungsvorschlag erarbeitet werden, der künftig verhindert, dass im Rat eingebrachte Anträge von Einzelpersonen, Fraktionen oder Gruppen ohne Aussprache in einem Fachausschuss abgelehnt werden können.

Marlies Grascha und Hilmar Kahle (beide FDP) sowie der parteilose Ratsherr Alexander Kloss haben nach der Dezember-Ratssitzung beschlossen, der Bürgermeisterin ihr Unverständnis und ihre Sorge darüber mitzuteilen, dass durch die aktuelle Ratsmehrheit immer wieder Anträge schon bei deren Einbringung im Rat zerredet oder gar abgelehnt werden – ohne, dass die zuständigen Fachausschüsse dazu beraten konnten. Aus Sicht der drei Ratsmitglieder von LIBERAL UND KLAR sind die kleinen Parteien die Leidtragenden dieser Situation – und ebenso die Einzelpersonen im Rat, für die dort rechtlich die einzige Möglichkeit besteht, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen.

Nachdem vor einigen Monaten die Mehrheitsgruppe im Stadtrat sehr öffentlichkeitswirksam zu mehr Fairness und Miteinander aufrief, hatte die Bürgermeisterin einen moderierten Prozess vorgeschlagen, um die parteiübergreifende Zusammenarbeit im Stadtrat zu verbessern. Hierzu bittet die Gruppe LIBERAL UND KLAR in ihrem Schreiben an die Bürgermeisterin um baldmöglichste Umsetzung, damit künftig wieder alle von den Einwohnerinnen und Einwohnern gewählten Ratsmitglieder gemeinsam und miteinander die Interessen der Bevölkerung vertreten können und sich der menschliche Umgang im Rat früheren Zeiten annähert.  +++

Gruppe LIBERAL UND KLAR
im Einbecker Stadtrat

Alexander Kloss
Gruppensprecher

Negenborner Weg 58
37574 Einbeck
Telefon: 0162-7200560
eMail: klossalexander@aol.com